Homberg-Maulbach/-Nieder-Ofleiden (nr). Am Sonntagabend erlebte die Sporthalle in Nieder-Ofleiden einen Ansturm wie lange nicht. Schon zum sechsten Mal präsentierte sich der Soundhaufen aus Maulbach mit »VB quer a capella im Vogelsberg«.
 Doch mit einem solchen Ansturm hatte selbst der Veranstalter nicht gerechnet. Nach einer kurzen Begrüßung durch Vorsitzenden Thomas Schlosser eröffnete der Schulchor der Gerhard-Hauptmann-Schule Alsfeld das Konzert. Mit einem Lied über die Freude am Singen zeigten die Grundschüler unter Leitung von Beate Rheinländer, was Musik Positives bewirken kann. Mit glockenklaren Stimmen sangen die Kinder darüber, dass man Hand in Hand und singend vieles erreichen kann. Ein Publikumshit war das Lied »Die coole Bongo-Disco an der Cola-Bar«. Durch Rhythmus und Gestik wurde der »Coco-Beat« zur Freude des Publikums perfekt interpretiert. Als Abschlusslied hatte der Schulchor ein ernsteres Lied gewählt.

Mit Begleitung der Virtuosin Franzi und Gitarrenklängen der Leiterin sangen die Kinder eindrucksvoll über den Spiegel der Augen. Nun war es Zeit für den ersten Part des Veranstalters. Zum Lied »Top of the World«, welches quasi »in geheimer Mission« anlässlich des Geburtstages des Dirigenten Uwe Henkhaus vom »Soundhaufen« einstudiert worden war, marschierten die Sängerinnen und Sänger ein. In der Hoffnung auf eine bessere Welt folgte der Song »What a wonderful World«. Der erste Partwar geprägt von einfühlsamen Liedern im a capella-Stil. Stimmen und Tonfolgen waren perfekt aufeinander abgestimmt und ersgaben ein harmonisches Ganzes. Bei so viel musikalischer Faszination durfte die Huldigung der Musik mit dem Lied von Abba »Thank you for the Music« nicht fehlen. Insbesondere, wenn man die blonde »Agnetha aus Schweden« als Live-Sängerin engagiert hatte.

Wie jedes Jahr gibt der »Soundhaufen« befreundeten Kollegen die Chance, als Gäste aufzutreten. In diesem Jahr bestanden die Gäste aus vier jungen Männern, die bei einem Glae Apfelsaft beschlossen, a-capella-Musik zu machen. Was lag da näher, als der Gruppe den Namen »Naturtrüb« zu geben. Aber trüb waren die Vorträge auf keinen Fall. Mit Spaß, Selbstironie und perfekter Inszenierung wurden neue und alte Musikstücke dargeboten. Im ersten Lied »Für Gabi tu ich alles« stellte man den Softie des Jahres 1963 vor. Ein Auszug aus dem aktuellen Programm von Naturtrüb »Helden wie du und ich« war das Lied »Carmen hab Erbarmen«. Was könnte zum Thema Helden besser passen als das Lied »Männer« von Herbert Grönemeyer. Der Publikumsliebling in Nieder-Ofleiden war jedoch der heimliche Frauenheld, der Teddybär. Seine Rolle wurde eindrucksvoll musikalisch in Szene gesetzt und selbst die Brummstimme des plüschigen Helden fehlt nicht.
Der letzte Part vor der Pause brachte die Stimmung zum Kochen. Die Mitglieder des »Soundhaufens« erschienen in Dirndln und Lederhosen. Mit dem ersten Lied wollte man das Publikum auf eine Reise nach Südtirol entführen, zu »Rosenstock und Holderblühn«. Selbst das Glockengeläut in verschiedenen Tonlagen wurde nachgeahmt. Zünftig ging es weiter mit dem Lied »Wann i zum Tanzen geh«. Dabei wurde das Publikum mit Klatschen, Schenkelklopfen und Jauchzen eingebunden. Das Ergebnis zeigte eine eindrucksvolle musikalische und tänzerische Gesamtproduktion, die die Sporthalle wohl so noch nie erlebt hatte. An der Grenze des stimmungsmäßig Möglichen angekommen, zeigte man, dass Genie und Wahnsinn ganz nahe zusammenliegen, in dem man eine Parodie auf den Rinderwahn brachte.Nach der Pause begann das Männerquartett »Naturtrüb« mit frischem Wind. Man konnte die frische Brise in den Birken förmlich musikalisch fühlen, als die vier Sänger Jörg Hoffmann (1. Tenor), Hartmut Reyl (Bass), Benjamin Brüstle (Bariton) und Jochen Stankewitz (2. Tenor) das »Birkenlied« sagen. Auch »Naturtrüb« nahm mit einer deutschsprachigen Parodie auf »Money, Money, Money« das Thema Finanzkrise auf. Die eigenwillige Interpretation brachte die Zuschauer zum Schmunzeln. Plötzlich war alles anders, die »Naturtrüben« erschienen in zerlumpter Kleidung und bewaffnet, um das Monster im Gebüsch zu finden. Das Ungeheuer aus dem Lied »Spuren im Schnee« entpuppte sich jedoch als der Heldentenor. Das letzte Lied des Männerquartetts war schlicht eine Lüge. Denn wenn man eins über die Gruppe nicht sagen kann, dann ist es »Wir können gar nicht singen«. Das Debüt der vier aus dem Raum Gießen wurde mit lang anhaltendem Applaus und Zugaberufen belohnt. Die Zugaben entwickelten sich dann zum Höhepunkt, es erklangen unter anderem YMCA und die Filmmusik aus »Winnetou«.
Bevor der letzte Part der Veranstalter begann, startete man eine Umfrage. Dabei wurde festgestellt, dass die weitesten Besucher aus Schleswig-Holstein angereist waren. Dies wurde mit einem Präsent belohnt. Den Abschluss bildete eine etwas nachdenklichere Einlage des »Soundhaufens«. Man sang zwei Lieder der »Wise Guys«. Mit dem Lied »Wo der Pfeffer wächst« und einer Hommage an eine Deutschlehrerin mit schwierigem bewusst falschem Textaufbau wurden gerade diese beiden Liedvorträge Glanzleistungen. Mit dem Abschlusslied »Engel« von Rammstein hatte sich der »Soundhaufen« einer schwierigen Materie vorgenommen. Bei diesem Lied zeigte sich die Stimmenvielfalt der Maulbacher, die das Stück fast wie einen Kirchenchoral klingen ließen. Der gelungene Abend wurde vom Publikum mit stehenden Ovationen belohnt, so dass auch der »Soundhaufen« um eine Zugabe nicht herum kam. Mit einer Soloeinlage von Claudine Mäßer bei »Quando Quando« und der weiteren Zugabe »What shall we do with the drunken sailor« ging ein Konzert zu Ende, dass in dieser Form einzigartig war.

(Alsfelder-Allgemeine Zeitung vom 19.03.2009)