Die Angst der Mädels vor der Friseuse

Freigericht-Somborn (mm). Im Durchschnitt sind die Mädels 1,76 Meter groß, 35 Jahre alt und ziemlich blond – was sich auf den Gesamt-Intelligenzquotienten nicht gerade positiv auswirkt. Munter, locker und selbstironisch wie dieses von den Mädels gezeichnete knackige Selbstporträt ist das ganze Konzert.Im ausverkauften Somborner Sturmiushaus spürt das Publikum am Sonntag hautnah die zärtliche Beschreibung der „Rose“, die als zweite Zugabe klingt. Die Zuhörer lachen herzhaft beim originellen „Frisörtermin“ für Frauen. Locken oder Nicht-Locken, das ist die entscheidende Frage im frechen Text von Mädels-Chefin Maren Schwingel.
Und die Zuhörer sind angetan von einer anspruchsvollen Interpretation von „Alexanders Ragtime Band“. Die Mädels wecken Gefühle, sie sind amüsant, keine Sekunde langweilig und stets für eine Überraschung gut. Wer allerdings akribisch darauf achtet, ob auch ja jeder einzelne Ton hundertprozentig stimmt, ist fehl am Platz. Wer Unterhaltung auf hohem Niveau sucht, ist bei diesem Konzert genau richtig. Das Wohlfühlen fängt bei der Betrachtung der Bühne an. Kerzenständer, Lichter, ein edler Schriftzug vor schwarzem Vorhang: das Ambiente ist geschmackvoll, vermittelt eine Vertrautheit, lässt die Mädels nahe sein.
Geschmack bewiesen die Mädels auch, als sie sich den Gastchor für ihr erstes eigenes Konzert einluden. Der Soundhaufen Maulbach entspricht exakt dem Anspruch der Mädels, den Zuhörern mehr zu bieten als ein paar Töne. Dirigent Uwe Henkhaus beweist mit seinem Chor aus dem Vogelsberg gute Qualitäten bei der Interpretation von geistlichen Werken, ist aber noch wirkungsvoller, wenn er mit Chor und Publikum spielt. So lässt er die Schweine auf Old Mc Donalds Farm grunzen, bis kein Auge trocken bleibt oder lässt das Publikum ein schottisches Kauderwelsch mitsingen. Die Maulbacher entsprechen mit Witz und Charme dem von den Mädels gewünschten Charakter des Konzertes, überlassen die großen Showeffekte aber in freundschaftlicher Zurückhaltung den Gastgebern.
„Wenn wir keine Lust haben“, erklärt Mädel Anja Bohländer in einer Ansage, „dann singen halt unsere Doubles.“ Die Doubles sind vom Anja Bohländer handgefertigte Puppen, die den „Boy from New York City“ mit kräftigen Mundbewegungen besingen. Kein Stück gleicht in der Choreografie dem anderen. Singen ist Bewegung und dem selbst gewählten Slogan „Das Auge hört mit“ entsprechen die Sängerinnen mit unaufdringlichem Selbstbewusstsein. Das himmlisch schöne „Close to you“, das forsche „Can’t hurry love“ und der temperamentvolle „Boogie Woogie Bugle Boy“ stehen für die Vielseitigkeit der Mädels, die nach kaum merklicher, aber großer Anspannung am Ende vor begeistertem Publikum mit ihrem Pianisten Martin Döring und ihrem Einstudierer Thomas Schnabel rundum glücklich um die Wette strahlen.

GNZ ( Gelnhäuser Neue Zeitung) vom 2. Februar 2004