Maulbach/Stadtallendorf (bul). »Can you feel the love tonight?«, stellte am Sonntag der A-cappella-Chor »Soundhaufen Maulbach« anlässlich seines 40-jährigen Chorjubiläums in der Stadthalle in Stadtallendorf seinem Publikum in feinfühliger Harmonie die Frage aller Fragen. »Und ob. Nach zweijähriger Konzertabstinenz mehr denn je«, ließen sich gut 300 Zuhörer auf jeden einzelnen musikalischen Funken und Schmachtfetzen dermaßen ein, dass es für gut zweieinhalb Stunden im gesamten Saal nur so knisterte.

Die Vorsitzenden Lotti Kehl und Claudine Mässer wiesen darauf hin, dass Corona den Chor um zwei Konzerte gebracht habe. Ohne Kultur aber sei es still gewesen. Dank der Förderung durch den Bundesmusikverband Chor und Orchester, der Musikensembles die Chance zu einem Neubeginn nach der coronabedingten Pause gebe, sei es möglich, das Jubiläum doch zu feiern und in einem neuen Format durchzustarten.

Während in der Vergangenheit stets ein Gastchor in den Konzerten Gelegenheit bekam, sich zu präsentieren, waren diesmal die Zuschauer eingeladen, immer wieder laut mitzusingen – und das ließ sich mancher Homeoffice- und Badewannensänger nicht zweimal sagen. Mit großer Sangeslust gingen die Hobbysänger um Chorleiter Uwe Henkhaus auf der Bühne sowie die spontan getakteten Damen und Herren in den Zuschauerreihen ans Werk und entfachten hüben wie drüben den Sound zum Einlassen und Dahinschmelzen, wohltimbriert mit nachklingendem Ohrwurmpotenzial.

Frontmusikus Henkhaus hatte dazu ein abwechslungsreiches Programm mit vielen Liedern aus den Genres Gospel, Lobpreis, Spiritual, Filmmusik, Pop, Chanson, Billboard und Evergreen zusammengestellt. Pianist Hartmut Reyl und Querflötistin Christine Theiß untermalten in zwei Instrumentalparts die Vielfältigkeit der Musik mit einer erlesenen Komposition adaptierter Bach-Klassiker und swingender Notationen. In der Begleitung des Chores bauten sie hingegen mit Bögen und Schleifen eine wunderbar melodische Brücke zum Gesang.

Standing Ovations zum Abschluss

Ausgeschmückt mit lockeren Moderationen sowie offenkundig zelebrierter Leidenschaft zur Musikalität, streiften fortan zwei Handvoll Frauen mit ähnlicher Herrenzahl unter dem Profi-Händchen ihres Chorleiters durch das Repertoire und heimsten sich dabei unaufhörlich die Gunst und Freude der Fans im Zuschauerraum ein.

Vom »Schlaraffenland« führte der erste »musikalische Roadtrip« über das sanft berührende Lippenbekenntnis »Only you« und den tiefen Casablanca-Blick in die Augen bis hin zu Hildegard Knefs Wunschchanson »Für mich soll’s rote Rosen regnen«. Mit Kostbarkeiten wie »Standing in the need of prayer«, »I am his child« und Cohens »Hallelujah« versank die Sängerschaft geradezu in den emotionalen Taumel der Gefühle. Mit »If you’re happy«, kam das Glücksgefühl zum Höhepunkt – zur Erholung schickte der Soundhaufen seine Zuhörerschaft für einen Moment in die Pause.

»Haben sie sich etwa verlaufen?«, knüpfte der Klangkörper mit Namikas »Je ne parle pas français« die Exkursion zur Popmusik an und legte mit viel Selbstbewusstsein und butterweichen Stimmen in jeder Stimmlage in einem weiteren Reigen bekannter Songs hemmungslos nach. Mit »Hörst du mich« spannte die Formation den Bogen von einem eigens für den Chor geschriebenen Lied von Buchautorin Astrid Ruppert und Uwe Henkhaus noch einmal weiter über den »Friendship-Song« und »Hit the Road, Jack«, zur Selbsterkenntnis »What a Wonderful World« und »Wunder gescheh’n«.

Mit »Egal was kommt, es wird gut sowieso« setzte der Soundhaufen im Sinne von Mark Forster am Ende des Konzertes zum Landeanflug an und schwebte dank Standing Ovations und Beifallsstürmen des froh gestimmten Publikums auf Wolke Sieben. »Rein zufällig haben wir natürlich noch ein Lied im Gepäck«, reagierte Chorleiter Henkhaus auf den Wunsch nach »mehr« und setzte mit einem Friedenslied seiner Jubelsänger den Schlusspunkt.

 

Erschienen in der Alsfelder Allgemeinen am 20. September 2022 – https://www.giessener-allgemeine.de/vogelsbergkreis/gluecksgefuehle-fast-ohne-ende-91801654.html

(Bild und Artikel von Linda Buchhammer)